Geschichte des Vereins

Das drittälteste „Nationalmuseum” in der österreichisch-ungarischen Monarchie

Der Verein Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum wurde 1823 gegründet und das Ferdinandeum ist nach den Museen in Budapest und Graz das drittälteste „Nationalmuseum” in der österreichisch-ungarischen Monarchie. Zweck war und ist „die Förderung und nachhaltige Entwicklung der Kunst, Kultur, Wissenschaft und Forschung“ in Tirol in seinen historischen Grenzen. Im Jahr 2007 übergab der Verein den Betrieb des Museums an eine neu gegründete Landesmuseen-Betriebsgesellschaft m.b.H. (TLM), die das Ferdinandeum, Zeughaus, Volkskunstmuseum, TIROL PANORAMA mit Kaiserjägermuseum, die Hofkirche und das Sammlungs- und Forschungszentrum (SFZ) umfasst. Der Verein ist neben dem Land Tirol Gesellschafter und Eigentümer der sieben Sammlungen des Ferdinandeums und des Museumsgebäudes.

Kuppelsaal im Ferdinandeum
Foto: Alexander Haiden

Am 13. Mai 1823 fand die „provisorische konstituierende Generalversammlung“ des Vereins Tirolisches Nationalmuseum statt. Einer der Initiatoren war Erzherzog Johann und das Protektorat übernahm am 16. Juli Thronfolger Erzherzog Ferdinand und stimmte der Namensgebung „Ferdinandeum“ zu. Die Gründer (Karl Graf Chotek, Andreas von Dipauli, Abt Alois Röggl, Alois von Pfaundler, Anton von Lemmen) teilten die Sammeltätigkeit in vier Sektionen, Kunst, Naturwissenschaft, Geschichte samt industriellen Produkten und Altertumskunde, ein.

Die geschichtliche Sektion baute von Anfang an eine Bibliothek auf, die insbesonders durch die Schenkungen der kostbaren Tirolensiensammlung des Freiherrn von Dipauli zur heute weltweit bedeutendsten Tirolensienbibliothek heranreifte.

Bei der Gründung spielte die naturwissenschaftliche Sammlung eine große Rolle. Seit 1839 beginnt die Anlage eines Musterherbars, das in den folgenden Jahrzehnten zur wichtigsten botanischen Datengrundlage des Landes wurde. Heute genießt die naturwissenschaftliche Sammlung mit etwa 1,5 Millionen Einzelstücken, insbesondere die Sammlung der Alpenschmetterlinge, weltweites Ansehen.

Die Sammlungen wurden zunächst in angemieteten Räumen des Stiftes Wilten und der Universität untergebracht. 1833 umfassten die Bestände des Museums bereits unter anderem eine Bibliothek mit 2.331 Werken und 600 Urkunden, 280 Ölgemälde, 660 Graveur- und plastische Werke, 1.300 Kupferstiche und 2.200 Handzeichnungen. Die zunehmende Platznot führte zu ersten Plänen für einen Museumsbau, 1842 bis 1845 entstand das Museumsgebäude nach Plänen des Architekten Anton Mutschlechner im Stil des Spätklassizismus im bislang unbebauten sogenannten Angerzell. Am 15. Mai 1845 eröffnete Erzherzog Johann den Neubau. Damit konnten alle Sammlungsbestände ausgestellt werden. Es beginnen erste urgeschichtliche Ausgrabungen. Franz von Wieser war von 1887 bis 1919 Vorstand. In diese Zeit fielen reiche Schenkungen und eine rege Grabungstätigkeit, Wieser gilt als Vater der Urgeschichtsforschung in Tirol.

Die Kunstgeschichtlichen Sammlungen wuchsen 1839 durch das Geschenk von 25 gotischen Tafelbildern durch Leopold Bisdomini (Brixen). Ein großes Legat von Josef Tschager legte 1856 mit 112 Bildern den Grundstock für die Niederländersammlung des Ferdinandeums. Ludwig von Wieser übergab 1887 50 wertvolle Gemälde und der Innsbrucker Juwelier Bernhard Höfel vermachte dem Haus 1943 über 100 Gemälde und kunstgewerbliche Objekte.

Franz Waldner fasste im Jahr 1907 die Musikinstrumente der Sammlungen zu einem eigenen „Musikalien-Kabinett“ zusammen und bemühte sich intensiv und erfolgreich um weitere Legate.
Der Beginn des 20. Jahrhunderts war bis zum ersten Weltkrieg eine Blütezeit mit hohen Besucherzahlen.

Geschichte und Chronik des Ferdinandeums

Chronik von 1823 bis 1973

aus den Zeitschriften des Tiroler Landesmuseums Ferdinandeum, Jg. 1973, Bd. 53, S. 5-94

Erster Weltkrieg

Hastaba, Ellen: Das Ferdinandeum und der Erste Weltkrieg. Eine Spurensuche im hauseigenen Archiv, in: Wissenschaftliches Jahrbuch der Tiroler Landesmuseen 2015, Innsbruck StudienVerlag 2015, S. 19-29.

Zwischenkriegszeit

Nach der Abtrennung Südtirols 1919 erhob Italien Anspruch auf Teile der Sammlungen. Da das Ferdinandeum als privater Verein organisiert war, wurde das durch den Vertrag von Saint Germain unterbunden. Es mussten nur einige Leihgaben aus Südtirol und dem Trentino abgegeben werden.

1938 bis 1945

Buchroithner, Sonia und Sporer-Heis, Claudia: Das Ferdinandeum in den Jahren 1938 bis 1945; in: Zwischen Ideologie, Anpassung und Verfolgung. Kunst und Nationalsozialismus in Tirol, Ausstellungskatalog, Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, 14.12.2018 bis 7.4.2019, S. 102-109

Zweiter Weltkrieg

Die Zwischenkriegszeit wurde sehr schwierig, die Geldmittel versiegten, 1939 entging das Museum der Verstaatlichung. Es bestand weiter als Vereinsmuseum, nun aber unter Aufsicht und Verwaltung des Gauleiters. 1940 wurden dennoch Verwaltung und Gebäude vom Gau Tirol-Vorarlberg übernommen, die Sammlungen verblieben wegen möglicher Ansprüche Italiens beim Museumsverein. Im Zweiten Weltkrieg blieben die Sammlungen zunächst im Museum, nach den ersten Bombardierungen deutscher Städte wurde ab 1942 die Auslagerung geplant. Die wertvollsten Stücke kamen zunächst ins Schloss Ambras und 1944 in das aufgelassene Stift Stams. Andere Sammlungen wurden in Schloss Tratzberg, Schloss Sigmundsried, Schloss Schneeberg, Burg Lichtenwerth, Schloss Friedberg, Schloss Matzen und Schloss Fügen untergebracht. Die geologischen und zoologischen Sammlungen verblieben im Museum. Bei einem Luftangriff am 10. April 1945 wurden das ganze Dach, alle Säle und Kabinette des zweiten Stocks östlich der Kuppel sowie Teile des ersten Stocks und des Erdgeschoßes zerstört. 1946 wurde mit dem Wiederaufbau begonnen, der 1949 abgeschlossen wurde. Bereits im Laufe des Jahres 1946 wurden alle ausgelagerten Bestände wieder rückgeführt.

Die Sechziger bis Heute

1969 begann der Umbau des Zeughauses von Maximilian I. als neuer Ausstellungsraum, der ab 1973 für die historischen Sammlungen zur Verfügung stand. Schon länger gab es Überlegungen, die naturkundlichen Sammlungen im Zeughaus unterzubringen. 1959 wurde dieses vom Bund als bisherigem Besitzer dem Land übergeben und anschließend adaptiert. 1969 fand dort eine große Ausstellung über Kaiser Maximilian I. statt, 1973 wurde es schließlich als Landeskundliches Museum eröffnet. Anlässlich der 175-Jahr-Feier 1998 wurde das Ferdinandeum erweitert und saniert. Es entstanden ein neuer zweigeschoßiger Tiefspeicher im Hofbereich, der 1999 in Betrieb genommen wurde, und ein Erweiterungsbau, der die Seitenflügel hofseitig mit einem Quertrakt verbindet und 2003 fertiggestellt wurde. Der Altbau wurde innen und außen renoviert.

Von 2001 bis 2003 erfolgte der letzte große Umbau des Ferdinandeums. 2006 unterschrieb der Verein einen Gesellschaftsvertrag, durch den eine Tiroler Museen-Betriebsgesellschaft den Betrieb des Ferdinandeums und weiterer Museen übernahm (2007). Das Land Tirol und der Verein fungieren als Gesellschafter, der Verein bleibt jedoch weiterhin der Besitzer der Sammlungen und Liegenschaften.

Der Verein hat in diesen knapp zweihundert Jahren großartige Sammlungen zusammengetragen, Ausstellungen gestaltet und die wissenschaftliche Forschung rund um die Sammlungen angeregt. Dieses Erbe ist Verpflichtung für die Zukunft.